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Ob verspätete Umsteiger aus der 3.01D, Neueinsteiger oder alter 4.01D-Hase: Der Almanach richtet sich an jeden Shadowrunspieler gleichermaßen und gibt in der ersten Hälfte einen Überblick über die Ereignisse von 1999 bis 2072. Die andere Hälfte des Buches stellt verschiedene Länder, die nicht unbedingt im Fokus des Charakterdaseins stehen, genauer vor.
Erscheinungsbild
Besprochen wird hier die PDF-Version des Buches von Pegasus Press, die wie die Printversion auch 221 vollfarbige Seiten aufweist. Zudem ist das Buch reichlich illustriert, zu sicherlich vierzig Prozent finden sich großzügige Farbzeichnungen im Buch, die fast allesamt qualitativ eher hochwertig sind. Das eine oder andere Bild hat man vielleicht schon mal in einer Publikation der 3.01D-Version gesehen. Zum Glück nur wenige entsprechen dem leider ziemlich miesen grafischen Standard, der bei den Quellenbüchern der 4.01D Einzug gehalten hat und eher wirkt, als habe man eine Hobbyausfertigung in der Hand beziehungsweise auf dem Bildschirm.
Besonders angenehm sind die Absätze zwischen dem Informationstext, dem Shadowtalk, der natürlich nicht fehlen darf, sowie in der ersten Buchhälfte die großzügigen Kästen mit der Zeitleiste des jeweiligen Jahres.
Neben dem vorangestellten übersichtlichen Inhaltsverzeichnis findet sich am Ende des Buches noch ein Index der vorgestellten Orte.
Das im Oktober 2010 erschienene Quellenbuch in deutscher Sprache kostet in der Print-Version stolze 34,95€ und liegt damit kostenmäßig mit dem Grundregelwerk gleichauf. Bei Drivethru liegt der PDF-Preis zum Zeitpunkt der Rezension bei 19,95€, aber Achtung:
Der Print-Version liegt ein doppelseitig bedrucktes Poster mit zwei vollfarbigen, großformatigen Weltkarten, auf denen alle Ländergrenzen, wichtigen Sprawls, umkämpfte Gebiete und Hauptstädte von Shadowrun zu finden sind, bei. Dieses kann man bei der PDF-Version separat erwerben und zahlt dafür dann noch mal 3,99€ extra.
Inhalt
Das Buch lässt sich ziemlich genau, auch von der Seitenanzahl her, in zwei Teile gliedern.
Der erste Teil befasst sich mit den Ereignissen der Welt zwischen 1999 und 2072. Dabei steht jedes Jahr unter einer bestimmten Überschrift, so dass jeweils ein Ereignis besonders hervorgehoben wird. Weitere Ereignisse finden sich dann in der zu jedem Jahr eingebrachten Zeitleiste, in der sie chronologisch geordnet mit genauer Datums- und Ortsangabe gelistet werden.
Schon aus Platzgründen beschränkt sich selbst der umfangreiche Almanach vorwiegend auf die großen Umwälzungen, die es im Verlauf der Jahre und Jahrzehnte gegeben hat, doch der Bogen zwischen relevanter Settingbeschreibung und optionalem Fluff ist hier außerordentlich gut gelungen. Immer wieder stolpert man über kleinere Ereignisse aus zumeist unbeachteten Teilen der Welt, aus denen man bei Bedarf mehr machen kann. Die Tatsache, dass sich reine Sachinformationstexte zum Ereignis des Jahres mit Augenzeugenberichten, Interviews, Reden und derlei mehr abwechseln und all das ordentlich mit dem bekannten und beliebten Shadowtalk garniert wurde, der wie immer noch weitere Optionen für zum Beispiel Plotaufhänger bietet, macht die Lektüre abwechslungsreich und selbst für alte Hasen des Systems interessant und unterhaltsam.
Ohne Übertreibung kann man wohl sagen, dass gerade diese erste Buchhälfte mit viel Liebe zum Detail erstellt wurde, denn selbst den aktuellen Präsidenten erfährt man stets, und es wurden auch Ereignisse aufgenommen, die in erster Linie nicht auf bisherigen Quellenbüchern irgendeiner Version basieren, sondern auf Romaninhalten. Toll!
Hier und da stolpert man beim Lesen mal über einen kleinen Schnitzer. So werden beispielsweise an einigen wenigen Stellen Ereignisse angesprochen, die zum jeweiligen Zeitpunkt noch gar nicht passiert sind (Beispiel: Erwähnung eines später erst gegründeten Konzerns). Aber sowas kann bei einer Übersicht über etwas mehr als sieben Jahrzehnte ja schon mal passieren. Ärgerlicher finde ich persönlich da Rechtschreibfehler wie Buchstabenverdreher, aber auch deren Vorkommen hält sich stark in Grenzen.
Über den zweiten Teil des Buches lässt sich nicht ganz so viel sagen, obwohl auch dieser durchaus hilfreich ist gerade für solche Spieler und Spielleiter, die sich mal abseits von Seattle und der ADL durch die Sprawls schlagen wollen. Ob Ägypten, Indische Union, Australische Republik, Sioux-Nation oder Peru … knapp vierzig Länder werden auf rund 110 Seiten genauer beschrieben.
Neben einigen Schlagworten zum jeweiligen Land sind die Kapitel unterteilt in einen Überblick zur geopolitischen Lage, es werden große Städte des Landes sowie bemerkenswerte Orte kurz beschrieben, und abgerundet wird das Ganze jeweils durch eine kleine Landkarte, eine Abbildung der jeweiligen Flagge sowie durch jede Menge Shadowtalk.
Preis-/Leistungsverhältnis
Grundsätzlich ist der Preis angesichts der Fülle an Informationen und der ansehnlichen und reichlichen Illustrationen gerechtfertigt. Dass der Almanach damit preislich gleichauf mit dem Grundregelwerk und somit zu etwa einem halben Dutzend hochpreisiger Quellenbücher gehört, ist nicht so toll, andererseits liegen die meisten anderen Quellenbücher um „nur“ 5€ darunter – aber immerhin.
Ärgerlich ist bei der PDF-Version, dass man weitere knapp 4€ bezahlen muss, um auch an die Weltkarten zu kommen, die man praktischerweise ja dann auch noch in einem Copyshop für einige weitere Euro ausdrucken lassen müsste. Die hätte man als kostenloses Gimmick besser obendrauf legen können.
Fazit
Es gibt kaum etwas zu meckern am Almanach der sechsten Welt und somit lohnt sich die Anschaffung auf jeden Fall. Ganz besonders empfehlenswert ist er allerdings für Leute, die mit der 4.01D-Version neu in die Welt von Shadowrun eingestiegen sind. Waren Informationen und Zeitleisten in der 3.01D noch großzügig vorhanden, wurden diese im Grundregelwerk der vierten Edition auf ein Dutzend Seiten herunter gespart (im Grundregelwerk der 3.01D hatte man für die Zeitspanne bis 2060 immerhin schon vierzehn Seiten aufgewendet, im 2.01D-System zehn Seiten bis 2050), wodurch einiges an interessanten Details auf der Strecke geblieben ist. In diesem Fall schließt der Almanach eine bestehende Lücke, und die schließt er ziemlich gut!
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