Extremer Horror von Sandy Petersen - eine Mephisto Rezension
Petersens Abscheulichkeiten
Der Horror kennt kein Ende: Unter dem Titel Petersens Abscheulichkeiten ist nun ein weiterer Abenteuerband für Cthulhu erschienen. Die Klammer der fünf Abenteuer in diesem Band ist dieses Mal, dass sie aus der Feder von Sandy Petersen, dem Entwickler des Cthulhu-Rollenspiels, stammen. In seiner Einleitung schreibt Petersen, dass diese Abenteuer aus seinem Fundus stammen, mit dem er diverse Conventions bestritten hat. Damit fokussieren sie sich auf bestimmte Aspekte des Spiels, bieten einen schnellen Einstieg – und nehmen auch wenig Rücksicht auf das Überleben der Charaktere – schließlich sei ein harter Charaktertod das, was aus seiner Sicht seine Spieler von ihm erwarten.
In Hotel zur Hölle übernehmen die vorgefertigten Spielercharaktere ein Hotel in der kanadischen Wildnis und finden dort ein finsteres Geheimnis, so dass es am Ende eigentlich um nicht weniger als die Rettung der Welt geht.
Das Wrack führt eine Gruppe vorgefertigter Spielercharaktere auf einem Segeltörn zum Wrack eines Frachters. Während die Bergungsprämie lockt, zeigt sich bald, warum von der Mannschaft jede Spur fehlt. So entbrennt ein Kampf ums nackte Überleben.
In Panákeia werden die Spielercharaktere auf die Spur eines Biotechkonzerns gebracht, der wahre Wunder der Medizin zu vollbringen scheint – natürlich mit einem entsprechend hohen Preis.
Mohole lässt die Spielercharaktere eine Inspektion auf einer Bohrinsel durchführen. Hier wird ein neues Bohrverfahren angewendet, mit dem man besonders tief bohren können soll – was in der Welt von Cthulhu vielleicht nicht die beste Idee ist.
In Die Stimme am Telefon schlüpfen die Spieler in die Rollen von Gangmitgliedern in einem blutigen Bandenkrieg. Als wäre diese Auseinandersetzung nicht schon brutal genug, wäre dies nicht Cthulhu, wenn hier nicht Mächte mitmischen würden, gegen die man kaum bestehen kann.
Die fünf Abenteuer decken ein breites Spektrum ab, und Petersen verspricht nicht zu viel: Die Abenteuer sind durchaus hart. Als One-Shots bieten sie gute Möglichkeiten, dass die Spielrunde scheitert. Die Abenteuer sind so aufgebaut, dass man sie gegebenenfalls zügig durchspielen kann (auch wenn mir eine Conventionspielrunde schon ein ehrgeizig kurzer Zeitrahmen zu sein scheint), aber auch das Potenzial haben, für mehrere Spielabende Horror zu verbreiten.
Einerseits praktisch ist, dass die vorgefertigten Charaktere direkt in die Handlung integriert sind und auch gegebenenfalls vorbereitete Konflikte in die Gruppe tragen, andererseits wird mit diesen Abenteuern ein Kampagnenspiel von Cthulhu immer unwahrscheinlicher. Mir hat die Auswahl von Abenteuern wirklich gut gefallen. Hier gibt es eine gelungene thematische Bandbreite, und dass die Abenteuer nicht in den 1920ern sondern in der heutigen Zeit spielen, erscheint mir persönlich als Vorteil. Spielrunden, die harte Cthulhu-Abenteuer suchen, sind mit Petersens Abscheulichkeiten bestens beraten.
(Björn Lippold)
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