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Ein außergewöhnlicher Planet, auf dem das Kolonieschiff der alten Erde da gelandet ist. Ein einzelner Himmelskörper, der einen roten Doppelstern umkreist. Ein roter Riese und ein roter Zwerg sorgen für Wärme und Licht. Die dünne Atmosphäre hält sich nur, weil lange vor den Menschen ein gigantischer Asteroid ein tiefes Loch in den Planeten riss. Der Großteil der Zivilisation konzentriert sich auf den Krater und nur wenige nennenswerte Lebensformen von niedriger Intelligenz hatten hier schon ihre Evolution begonnen. 6.000 Jahre sind eine lange Zeit für normale Menschen und so viel Zeit ist bereits vergangen, seit die ersten Affen-Xenomorphen, mit höherer Intelligenz ausgestattete Sklaven der Menschen, das Terraforming begannen. Viel Zeit, in der sich Katastrophen, Konflikte und historische Ereignisse abspielten, die Olkennedy zu dem machten, was er heute ist: ein Planet voll blühenden Lebens und schwelender Gefahren.
Inhalt
Das Abenteuer greift die Beispiele und Ansätze aus dem Grundregelwerk auf. Olkennedy wird genau beschrieben und sehr detailreich auf mehreren Ebenen dargestellt. Die Darstellungen in den Texten sind allesamt sehr glaubwürdig und nachvollziehbar gestaltet. Gerade bei Sci-Fi-Settings ist so etwas extrem wichtig für die Immersion vieler Spieler. Es wird auf die verschiedensten Kleinigkeiten geachtet wie beispielsweise die Farben, die auf dem Planeten vorherrschen. Da es sich um rote Sonnen und nicht um gelbe handelt, hat rote Farbe auf diesem Planeten ein besonderes Strahlen, während andere Farben verblassen.
Die geringere Lichtintensität führt wiederum zu allen möglichen Dingen wie dem Spitznamen für die Fremdweltler der Communality. Die Communality ist die Bezeichnung für die Gemeinschaft der Menschen von der Erde, die ausgezogen sind, um vergessene Kolonien wie Olkennedy wieder aufzunehmen. Sie werden „Squints“ genannt, was man wohl am besten mit „Kneifer“ übersetzen kann. Das kommt daher, weil sie die geringe Lichtstärke nicht gewohnt sind und öfter die Augen zusammenkneifen, um in dem diffusen Licht besser sehen zu können. Die Einheimischen sind selbstverständlich längst an die Umwelt gewöhnt und haben damit keine großen Probleme. Vergrößerte Augen und leichte genetische Veränderungen sind mit der Zeit von selbst aufgetreten.
Interessant ist auch der differenzierte Verlauf der Entwicklung, ähnlich dem der Erde, auf der ja unterschiedliche Völker auch unterschiedliche technologische und gesellschaftliche Entwicklungsgrade aufweisen. Teile der ehemaligen Sklaven auf Olkennedy lernten im Eis zu überleben und blieben so auf einem niedrigen technologischen Level. Andere Teile der Bevölkerung verfügten über die Technologie der alten Erde und gründeten Städte und Nationen.
Die Ausgangssituation ist kompliziert und die Charaktere befinden sich auf einer Welt, die einem brodelnden Kessel gleicht. Die Ankunft der Communality ist gerade mal 100 Jahre her und erst vor 25 Jahren haben sie sich öffentlich gezeigt, um den Kulturschock so gering wie möglich zu halten. Die Quarantäne des Planeten wurde dann offiziell aufgehoben und man begann einen, bei der Communality üblichen, Prozess der Annäherung. Dennoch gibt es weitreichenden Widerstand in der Bevölkerung, die selbst aus fünf unterschiedlichen Nationen besteht. Sie wollen unabhängig bleiben und weigern sich beharrlich, die Anwesenheit der Communality einfach zu akzeptieren. Ironischerweise führte die Ankunft der Communality bereits dazu, dass sich die Fünf Nationen zu einem Konzil vereinen. Nichts vereint ebenso schnell wie ein gemeinsamer Feind.
Spielarten und Maßstab
Hearts & Minds kann auf unendlich vielen Ebenen gespielt werden. Mindjammer ermöglicht es dem Spieler, in die Handlung hinein- oder aus ihr herauszuzoomen. So kann man ganze Kulturen, Fraktionen oder Planeten als Charaktere darstellen – „everything is a character“ – und auch Aktionen mit solchen durchführen. Das Abenteuer konzentriert sich hierbei auf den planetaren Maßstab und bringt Detailbeschreibungen für mögliche Aktionen mit. Der mächtige Botschafter der Communality verfügt zum Beispiel über einen Stunt, mit dem er Aktionen auf kultureller Ebene durchführen kann. So haben seine Aktionen Auswirkungen auf den gesamten Planeten. Je nachdem, wie die Charaktere ausgelegt sind, können sie das Abenteuer auf eine ganze eigene Weise mitgestalten und während des Spiels verändern. Ganz im Stile von Fate Core, der zu Mindjammer passt wie die Faust aufs Auge.
Die Orte und auch die Charaktere der Welt sind hervorragend ausgearbeitet. Das ganze Heft ist außerdem sehr schön bebildert und versetzt den Leser in die passende Stimmung. Man ist gespannt, wie sich die Xenomorphen und die Menschen verändert haben, wie die Nationen und unterschiedlichen Physiologien zu erklären sind und welches Potential für Abenteuer und Entdeckung in der Welt stecken. Ein paar der in Mindjammer beschriebenen Mechaniken wie der Plotstress für zeitkritische Abläufe, werden in Hearts & Minds sehr gut umgesetzt. Der Detailgrad reicht locker, um eine längere Kampagne oder auch nur einen kurzen One-Shot aus dem Abenteuer zu zaubern. Olkennedy bietet als Planet viele interessante Orte, verzwickte Lagen und mystische Entdeckungen, von denen man als Spielleiter zehren kann. Auch gibt es für nahezu alle Spielarten immer entsprechenden Anmerkungen und Vorschläge. Es existieren Land- und Stadtkarten sowie Begegnungs- als auch Umgebungstabellen für jegliche Zonen des Planeten, die mich an so manche Dungeon and Dragons-Abenteuer erinnern. Wenn man sich entscheidet, das Abenteuer als One-Shot zu spielen, gibt es gute Einstiege und Überleitungen zwischen den Szenen des Abenteuers. Es wurde versucht eine große Bandbreite möglicher Reaktionen der Spieler abzudecken und aus der Erfahrung meines Probespiels heraus, haben sich die Möglichkeiten, mit ein paar Ausnahmen, als erstaunlich präzise erwiesen.
Preis-/Leistungsverhältnis
Für den Preis von 11,99 USD erhält man mit den Band Hearts&Minds ein sehr gutes Werk, das an den Detailreichtum des Grundregelwerks anknüpft. Die bespielbare Welt ist sehr gut ausgearbeitet und das mitgelieferte One-Shot-Abenteuer sehr gut nachvollziehbar. Auch gibt es viele schöne Zeichnungen zu sehen, die eine gute inhaltliche Tiefe erzeugen.
Erscheinungsbild
Das 84 Seiten starke PDF ist professionell gesetzt worden und verfügt über sehr hochwertige Grafiken. Die Zeichnungen sind meist schwarz-weiß und von hoher Qualität, außerdem gibt es zahlreiche farbige Karten, Handouts und sogar Begegnungstabellen. Hearts & Minds macht auf jeden Fall einen top Eindruck und es hat Spaß gemacht, es durchzuarbeiten.
Bonus/Downloadcontent
Es sind keine Bonusinhalte vorhanden.
Fazit
Hearts & Minds passt zum Mindjammer-Grundregelwerk wie die Faust aufs Auge. Situationen aus dem Roman und aus den Regel-Beispielen werden aufgegriffen und vertieft. Olkennedy ist eine reichhaltige Welt, die genug Tiefe besitzt, um bei ihren Besuchern einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Es gibt viele Möglichkeiten, um Abenteuer in allen Größenordnungen zu erleben und wenn man es richtig anstellt, kann es tatsächlich um die Frage gehen, ob man Herz und Hirn der Einwohner für seine Sache gewinnen kann.
Sehr schöne Bilder, farbige Karten und sehr viel Hintergrundinformation sind, samt eines superdetaillierten Abenteuers, hier verpackt. Es lohnt sich einen Blick auf den vielfältigen Planeten zu werfen und zu versuchen, die Handlungen seiner Bewohner zu verstehen. Ich kann es uneingeschränkt empfehlen.
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